Krabbenchips gegen Bergwerksbohrer! Unser Körper hört selbst mit geschlossenen Ohren zu.

Zum „Tag gegen Lärm” sendet der MDR am 24. April 2013, 15.00 Uhr in der Sendung Lexi-TV einen Beitrag zum Thema „Sounddesign” mit den Schwerpunkten Klang und Lärm. Die Dreharbeiten dazu haben auch bei Synotec Psychoinformatik GmbH in Geyer stattgefunden. Das Fazit unseres erlebnisreichen Tages: Wir brauchen Sounddesign UND Lärmvermeidung, NUR Sounddesign oder NUR Lärmvermeidung funktioniert nicht. Unsere Grundidee ist deswegen „Klang statt Lärm“ und nicht „Stille statt Lärm“. Am 24. April 2013 gibt es den „Tag GEGEN den Lärm“ (http://www.tag-gegen-laerm.de), wie wäre es mit einem „Tag FÜR den Wohlklang?“

Hier ein kurzer Ausschnitt aus dem MDR-Beitrag. Weitere Videos zum Beitrag gibt es auf der MDR-Webseite.

Zu welchen enormen Fähigkeiten unser Körper und unsere Ohren in der Lage sind, ist selbst für die erfahrenen Psychoakustiker der Firma Synotec Psychoinformatik GmbH immer wieder faszinierend. In einem außergewöhnlichen Experiment wagen sich die Klangspezialisten in ein erzgebirgisches Bergwerk, um herauszufinden, wie unsere Wahrnehmung bei extremen Bedingungen funktioniert. 

In einigen vorher durchgeführten Labortests wurden Kracker und Knäckebrot auf ihre Bisslautstärke hin untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass die Stärke der Röstung entscheidend für ein lautes Biss- und Crunch-Geräusch ist. Zudem konnte festgestellt werden, dass ein größerer Durchmesser die Bisslautstärke potenzieren kann. Mit den lautesten Krackern sollte nun untersucht werden, ob sie sich beim Beißen und Kauen neben einem Bergwerksbohrer durchsetzen können.

In der Zinngrube in Ehrenfriedersdorf steht ein Bohrhammer, der es im Betrieb auf bis zu 130 Dezibel bringt und damit so laut wie ein Düsenflugzeug in geringer Entfernung ist. In dieser Umgebung mit laufenden Bohrhammer wurden von den Probanden die lautesten Kracker gegessen, um dabei zu erfahren, was der Mensch in solch einer extremen Umgebung noch wahrnimmt. „Wir vermuten, dass die Nahrungsmittelgeräusche im wesentlichen über den Knochenschall wahrgenommen werden.”

In der späteren Auswertung konnte festgestellt werden, dass einzig und allein der Bohrhammer zu hören ist. Der Lärm des Bohrhammers verdeckt alle leiseren Umgebungsgeräusche, die über den Luftschall transportiert werden. Jedoch konnten die Probanden bezeugen, die besonders lauten Kracker auch wahrgenommen zu haben, beim Hineinbeißen und beim Kauen. Der starke Schalleindruck der lauten Kracker gelangt über den Knochenschall, das heißt Zähne, Kiefer und Schädelknochen direkt in unser Innenohr. Über die Knochenschallpfade gelangen umfangreiche Informationen zur Nahrungsaufnahme in das Ohr, mit ausgezeichnetem Störabstand und sehr geringen Latenzen.

Deswegen klingt Nahrung für uns selbst viel lauter und intensiver als für unsere Umwelt und deshalb ist dieses Schallereignis auch schwierig zu messen und aufzunehmen. Die Basisakustik des Kauens dominiert das Geräusch des Zerkleinerns. Grundlegende Merkmale, die über die Knochenschallleitung übertragen werden, sind „Lautheit”, „Schärfe” und „Impulshaltigkeit”. Gleichzeitig entnehmen wir dem Geräusch, was wir gerade zerkauen, ob es ein Keks oder ein Stück Knäckebrot ist.

Bergwerksbohrer in der Zinngrube Ehrenfriedersdorf

Bohrhammer in der Zinngrube in Ehrenfriedersdorf.
(Foto: Synotec GmbH)

Das laute Knuspern und Krachen gehört beim Chipsessen einfach dazu. Würde es nur leise oder gar nicht knuspern, schmeckten die Chips nicht frisch. Und bei Würstchen konnte in zahllosen Versuchen nachgewiesen werden, dass die besonders knackigen am besten schmecken. Also: Wohlgeschmack durch Wohlklang. Und nicht: Lärmvermeidung durch geräuschloses Essen.

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